DAS PROJEKT STADTBUS

Von Peter Ruthenberg

Das Zusammentreffen einer ganzen Reihe glücklicher Umstände führte zu den neuen Stadtbus der Marke Mercedes-Benz, dessen 18-Meter-Variante am heutigen Tage in Hannover vorgestellt wird. Es trafen zusammen: ein erneuerungsbedürftiger Bus-Fuhrpark der hannoverschen Verkehrsbetriebe; ein erhöhter Bus-Bedarf (101 neue Fahrzeuge) anläßlich der Weltausstellung EXPO 2000; ein definiertes Unternehmensziel der üstra, Busverkehre attraktiver und wirtschaftlich erfolgreicher zu machen; ein unternehmerischer Wille, die bisherigen Strukturen der Bus-Beschaffung zu hinterfragen und zu verbessern und eine positive Erfahrung mit der Definition neuer Standards bei der Einführung der Fahrzeuge der neuen Stadtbahn-Generation.

In diesem Rahmen agierten 1996 zunächst drei Personen. Der Autor dieser Zeilen, der - in durchaus naivem Glauben an die Realisierungschancen - einen Designer animierte, einen Bus "X" zu skizzieren. Der britische Designer James Irvine - Milan based - der sich dieser Aufgabe von Anfang an mit Enthusiasmus annahm und der Vorsitzende des üstra-Vorstandes, der auf Anhieb die Chancen des Konzeptes erkannte und seine Realisierung mit langem Atem durchsetzte.

Die europaweite Ausschreibung der Busse führte Autor und Designer zu nahezu allen wichtigen Busherstellern Europas. In der zweiten Hälfte des Jahres 1997 stellten wir Irvines Stadtbuskonzept u.a. den Busherstellern Berkhof, Den Oudsten, MAN, Neoplan und EvoBus vor, um die Realisierungsmöglichkeiten zu erkunden. EvoBus in Mannheim, Hersteller der Busse Marke Mercedes-Benz, gewann schließlich die Ausschreibung. Anfängliche Skepsis auf beiden Seiten ("Wie flexibel würde der Tanker EvoBus sein können ?" - "Wer will uns zeigen, wie man einen Bus konzipiert ?") wurde nach einer kurzen Zeit der Annäherung durchaus als Glücksfall begriffen. EvoBus bit James Irvine mit der Technik des neuen Citaro-Modells und einem exzellenten Entwickler-Team eine erstklassige Basis zur Realisierung seines Entwurfes.

Irvine setzte eine Konsequenz der Funktionsbestimmung und Formsprache durch, die im üblichen Ablauf firmeninterner Fahrzeugentwicklung kaum möglich gewesen wäre. So ist in einem beispielhaften Prozeß ein Bus entstanden, der anders ist. Kein anonymisiertes Allzweck-Aquarium sondern ein Bus mit Charakter und klarer Identität als Stadtbus. Typisch für die neue üstra ist dabei, daß das Unternehmen seine Kunden als Bürgergutachter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen hat. Und daß man es nicht dabei beläßt "nur" einen neuen Bus vorzustellen, sondern - siehe oben - außerdem das hannoversche Bus-System als Ganzes auf den Prüfstand stellt.


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